"Spaziergänge zeigen, wo die Herausforderungen für die neue Nutzungsordnung liegen"
Bei schönstem Sommerwetter konnten wir vor den Sommerferien die vier Spaziergängen durch Hütten und Schönenberg, die Au, Wädenswil West und Wädenswil Ost doch noch durchführen. Es hat sich mehr als gelohnt, wie die vielen positiven und teils begeisterten Reaktionen der Teilnehmenden bestätigen. Denn wie das Bild von Wädenswil entstanden ist und was Bauen bedeutet, lässt sich am besten vor Ort zeigen und erklären. Stadtrat Heini Hauser, Rita Newnam und Sandro Capeder von der Abteilung Planen und Bauen haben zusammen mit den beauftragten Planungsbüros vier interessante und lehrreiche Routen durch Wädenswil zusammengestellt. Die spannenden Diskussionen auf den Spaziergängen zeigten, wie komplex und verschieden die Aufgabenstellung des "Stadtmachens" in den Ortsteilen von Wädenswil ist und wie stark sich Vorstellungen vom passenden Bauen unterscheiden. An den vier je gut zweistündigen Spaziergängen haben insgesamt 25 Personen teilgenommen.
Als Fazit lässt sich festhalten: Wädenswil hat unglaublich schöne Wohnlagen, vielfältige Siedlungen und Einfamilienhausquartiere, beeindruckende Grün- und Naturräume und wichtige historische Perlen. Diese Qualitäten zu sichern ist einfacher gesagt als getan. Zum einen klaffen Renditevorstellungen und Vorgaben einer qualitätsvollen Innenentwicklung auseinander - die wunderbare Aussichtslage in weiten Teilen von Wädenswil trägt ihren Teil dazu bei. Zum andern stammen die gültigen Bauvorgaben aus einer anderen Zeit. Was heute eine nachhaltige Stadtentwicklung fordert, kann damit nicht immer erreicht werden. Deutlich wurde aber auch: Gute Lösungen finden und gut bauen ist immer möglich. Es gelingt dann, wenn das Haus oder die Siedlung nicht nur sich selbst genügt, sondern darüber hinaus einen Beitrag für den Ort und den Alltag der Leute leistet und eine gute und werthaltige Architektur anstrebt.
Der Spaziergang durch Wädenswil West vom 7. Juli startete auf der Schönegg. Den See und die Alpen im Blick führte die Route via Hangenmoos auf kleinen Wegen durch verschiedene Siedlungen hinunter ins Zentrum an die Zugerstrasse. Viele der Teilnehmenden kannten diese Fussgängerverbindungen abseits der Hauptstrassen noch nicht und entdeckten so eine neue Qualität von Wädenswil. Gleich zu Beginn wurde deutlich, was es heisst, wenn an Hanglagen Ersatzneubauten die gültige Ausnutzung der BZO in Anspruch nehmen. Die Neubauten definieren an diesen Orten bisher nicht gekannte Gebäudevolumen. Der Unterschied zu den bestehenden Wohnbauten ist augenfällig. Deutlich wurde auch, dass der Trend zum Bau von Mehrfamilienhäusern in bestehenden Einfamilienhausquartieren nicht nur zu einer spürbaren - und durchaus erwünschten - Verdichtung führt, sondern auch zu mehr Verkehr. Dass dabei auch viele Gärten mit charaktervollen Bäumen wegfallen, stärkt die Forderung, dem Bau von adäquaten Grünflächen mit Bäumen auch bei Ersatzneubauten Nachdruck zu verleihen. Eindrücklich aufzeigen liessen sich auf dem Spaziergang den Hang hinunter auch die Übergänge von einer Bauzone in eine andere. Am Beispiel des Mewa-Areals und des Gessner-Areals wurde deutlich, dass eine starke Verdichtung durchaus mehr Raum- und Nutzungsqualitäten schaffen kann. Aber auch, welche Möglichkeiten der Einbezug von bestehenden Bauten und von historischen Gebäuden in die neuen Überbauungen bietet. Sie schaffen mit der typologischen Varietät Kontraste, die den Charakter des Ortes stärken.